Landvorteil-Forschungsstationen: Wie neue Ideen das Miteinander im ländlichen Raum stärken

Innovationsatlas“ ist eines der ersten beiden Landvorteil-Projekte, das 2024 an den Start gegangen ist. Ziel ist es, zu verstehen, wie Innovationen in ländlichen Regionen entstehen, welche Akteur:innen in der Landvorteil-Region bereits aktiv sind und auf welche Herausforderungen und Potenziale sie stoßen. Dafür war das Team aus Forschenden der Technischen Hochschule Lübeck, des Thünen-Instituts für Regionalentwicklung, von CoWorkLand und der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein von Juni bis November 2024 mit zwei mobilen Forschungsstationen in der Region unterwegs, um mit den Menschen in den Landkreisen ins Gespräch zu kommen, Interviews zu führen und spannende Unternehmen und Initiativen kennenzulernen. 

An insgesamt acht Orten in den Landkreisen Herzogtum Lauenburg und Ludwigslust-Parchim standen die Forschungsstationen und luden zum Austausch ein: in Nieklitz, Mustin, Wangelin, Mechow, Dobbertin, Groß Schenkenberg, Grabow und Göttin. Die Reise der Forschungsstationen ist damit abgeschlossen. Zeit für ein erstes Resümee über die gewonnenen Erkenntnisse.

Bilder: Bureau Now, Landvorteil

Viele Orte, viele Geschichten

Die gewonnenen Perspektiven sind so vielfältig wie die besuchten Orte selbst. Bei „Wir bauen Zukunft“ (Nieklitz), in der „Dialodge“ (Mustin), im „WandelGut“ (Mechow) und im „Wangeliner Garten“ (Wangelin) wurde vor allem das Zusammenspiel zwischen neu entstehenden Lebens-, Arbeits- und Innovationsorten und der bestehenden Dorfgemeinschaft diskutiert. In Dobbertin stand hingegen die Nachnutzung der alten Schule im Mittelpunkt, während in Groß Schenkenberg das Zusammenwirken einer Schulinitiative mit der Gemeinde thematisiert wurde. In Grabow ging es um die Frage, wie der gerade endende „Summer of Pioneers“ nachhaltig auf die Region wirkt. Zuletzt machte die Station Halt in Göttin, um zu erforschen, welche Aufgaben und Chancen eine sehr kleine, aber selbstständige Gemeinde mit nur 67 Einwohner:innen beschäftigen. Bei den Gesprächen wurde klar: Die Herausforderungen und Zukunftsthemen sind vielfältig. Dennoch kommen die Befragten letztendlich zu ähnlichen Schlussfolgerungen.

Zusammenhalt braucht Begegnung

Soziale Medien und Kurznachrichtendienste helfen der jüngeren Generation seit Jahren, Entfernungen im ländlichen Raum zu überbrücken. Doch während diese Vernetzung über die Region hinaus oft gut funktioniert, fällt es vielen gleichzeitig schwer, am eigenen Wohnort verbunden zu bleiben. In Gesprächen zeigt sich immer wieder, wie schwierig es für ältere Menschen, Jugendliche oder Zugezogene sein kann, vor Ort eine Gemeinschaft zu finden.

Häufig sind es das Pendeln in größere Städte für Arbeit, Schule und Sport sowie die fehlenden Anlässe im Alltag, die dazu führen, dass das lokale Engagement und die Angebote öffentlicher Treffpunkte zurückgehen. Gleichzeitig bieten sich jedoch Chancen durch die Förderung von Vereinen, die Steigerung von Mitgliedschaften und die Schaffung einladender Treffpunkte vor Ort, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und die Attraktivität der Region zu erhöhen.

Bild: Bureau Now

Jede:r kann etwas bewirken

Orte alleine sind nicht genug: Vor allem braucht es Menschen mit konkreten Ideen, die bereit sind, diese selbstbestimmt zu testen und umzusetzen. Der ländliche Raum bietet hier aufgrund des geringeren Angebots im Vergleich zur Stadt deutlich mehr Freiräume – allerdings meist auf Kosten geringerer Unterstützungsstrukturen.

Grundlage für weitere Landvorteil-Projekte

Das Projektteam des Innovationsatlas arbeitet derzeit an der Auswertung der Befragungen. Ziel der weiteren Forschung ist es, erfolgreiche Beispiele für lokales Engagement in Ludwigslust-Parchim und im Herzogtum Lauenburg sichtbar zu machen und zu analysieren, welche Bedingungen und Ansätze besonders die Stärkung von Gemeinschaft und regionaler Entwicklung fördern. 

Um diese Erkenntnisse zu vertiefen, finden Anfang nächsten Jahres Workshops mit zahlreichen engagierten Personen und Entscheidungsträger:innen statt. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, ein besseres Verständnis für die Dynamiken und Potenziale der Region zu schaffen. Sie dienen sowohl als Orientierungshilfe für lokale Akteur:innen als auch als Grundlage für die Arbeit der weiteren Landvorteil-Projekte.

Dankeschön! Diese Einblicke wären nicht möglich, ohne den Beitrag der Bürger:innen vor Ort. Wir bedanken uns herzlich für die Offenheit, das Interesse am Projekt und die Teilnahme an unseren Befragungen und Interviews.

 

Autor:innen: Katharina Pötzsch (Technische Hochschule Lübeck), Julius Daerr (Landvorteil), Kathleen Gerstenberg (Landvorteil)

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